Sonntag, 28. Juni 2009

Die Sicherheit der HPV-Impfstoffe

Mit der Devise „stärker und länger“ wirbt der Pharmakonzern GSK für seinen Impfstoff Cervarix und versucht gegen den Marktführer Gardasil Terrain aufzuholen. Inzwischen mehren sich aber Bedenken um die möglichen Risiken der in den HPV-Impfstoffen enthaltenen neuartigen Zusätze, die vor ihrem Einsatz am Menschen gar nicht eigens getestet werden mussten.


2007, gleich im ersten Jahr seiner Zulassung, erreichte Gardasil, der erste Impfstoff zur Vorsorge gegen das Zervix-Karzinom, den Spitzenrang der umsatzstärksten Arzneimittel in Deutschland. Ein Jahr danach brachte der europäische Hersteller GSK sein Konkurrenzprodukt Cervarix auf den Markt. Und seit kürzlich bei der internationalen Papillomaviren-Konferenz in Malmö die ersten direkten Vergleichsdaten präsentiert wurden, ist zwischen den beiden Pharmagiganten Merck (Gardasil) und GSK der Wettstreit um den lukrativen Markt voll entbrannt.
Bei einer von GSK finanzierten Vergleichsstudie der beiden Impfstoffe unter 1.000 Frauen im Alter zwischen 18 und 45 Jahren erwies sich Cervarix als weitaus immunogener. Es erzeugte einen um das zwei- bis sechsfache höheren Titer neutralisierender Antikörper gegen die beiden wichtigsten HPV-Typen 16 und 18 als Gardasil, sowie fast dreimal so viele Gedächtniszellen. „Diese exzellenten Ergebnisse weisen auf einen lange andauernden Schutz“, freute sich GSK-Sprecher Hugues Bogaerts und bläst mit der Devise „stärker und länger“ nun zur Aufholjagd auf den Marktführer.

Bislang ist es – nach den Studienergebnissen - beiden Arzneimitteln gelungen, die von den HPV-Viren ausgelösten Krebs-Vorstufen an der Zervix-Schleimhaut drastisch zu reduzieren. Die am längsten laufende Studie überblickt derzeit aber erst einen Zeitraum von rund sieben Jahren. Und weil die Mehrzahl der Krebs-Todesfälle in der zweiten Lebenshälfte auftritt, dauert es noch lange Zeit, bis sich konkret nachweisen lässt, dass die Zielgruppe der heute 12 bis 17 jährigen Mädchen dann auch tatsächlich einen relevanten Überlebens-Vorteil hat.


"Da braucht man kein Gehirn…"

Bis heute sind etwa die Hälfte der Mädchen dieser Altersgruppe in Deutschland geimpft. Die Kosten dafür betrugen rund eine halbe Milliarde Euro und werden auf Grund der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) für die Impfung von den Kassen übernommen. „Das ist ein absoluter No-Brainer“, argumentierte deren Vorsitzender Heinz-Josef Schmitt damals für die Eil-Aufnahme in den deutschen Impfplan, „da braucht man kein Gehirn dafür, wenn man sich diese Daten ansieht.“
Kritiker sahen dies von Beginn an deutlich weniger rosig. Von „schwacher Datenbasis“ war die Rede, ebenso von „enormer Industrie-Freundlichkeit der STIKO“. Dass Schmitt kurz nach der STIKO-Empfehlung einen Top-Job bei einem Impfstoff-Hersteller annahm und andere STIKO Mitglieder bis heute ungeniert auf der Honorarliste der Konzerne stehen, führte zu einem enormen Ansehensverlust der Expertenkommission.
Den bisherigen Höhepunkt der Kontroverse bildete ein „HPV-Manifest“, das im vergangenen November von 13 deutschen Wissenschaftlern unterzeichnet wurde. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), höchstes Gremium der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen, forderte in der Folge die STIKO in einem detaillierten Fragekatalog auf, zu den einzelnen Kritikpunkten Stellung zu nehmen.
Sehr überzeugend sind die Antworten bislang wohl nicht ausgefallen. Bei der monatlich im Anschluss an die G-BA Sitzungen abgehaltenen Pressekonferenz am 18. Juni in Berlin kritisierte Ulrike Faber, Pharmazeutin und Patientenvertreterin im G-BA die STIKO jedenfalls heftig. Es würden „nur jene Fakten heran gezogen, die in den Kram passen“. Die Schlussfolgerungen seien entsprechend zweifelhaft und widersprüchlich. So würde, folgt man der STIKO „die Impfung fast doppelt so viele Fälle von Krebsvorstufen verhindern wie möglicherweise überhaupt vorkommen“, sagte Faber.
Bleiben die gravierenden Einwände an der Argumentation der STIKO bestehen, könnte der G-BA die Impfung auch wieder aus dem Erstattungskatalog der Kassen herausnehmen. „Sobald die umfassende Antwort der STIKO vor liegt“, erklärt Kai Fortelka, Pressesprecher des G-BA, „berät das bei uns sofort der zuständige Ausschuss.“ Die Entscheidung sei eine Frage weniger Wochen.


"Dirty little secret"
Während sich bislang die Debatte vor allem auf die Wirksamkeit konzentrierte, wird nun zunehmend auch die Sicherheit der HPV-Impfstoffe zum Thema. Gardasil und Cervarix unterscheiden sich vor allem durch die Funktionsweise ihrer Hilfsstoffe. Diese so genannten Adjuvantien werden in etwa drei Viertel aller Impfstoffe eingesetzt, weil sie ansonsten gar nicht, oder deutlich schlechter wirken würden.
Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Aluminium-Verbindungen. Bereits 1931 publizierte Alexander Thomas Glenny seine Entdeckung eines an Aluminiumhydroxid gebundenen Diphtherie-Impfstoffs. Trotz dieser enormen Anwendungserfahrung ist das Verständnis der Wirkmechanismen der Aluminiumsalze auf das Immunsystem bis heute noch weitgehend ungeklärt. Charles Jeneway Jr., Immunologe der Yale University in New Haven bezeichnete Aluminium deswegen als „dirty little secret“, als „schmutziges kleines Geheimnis“ der Immunologen.

Der Vorteil von Aluminiumsalzen ist, dass sie als Immunreaktion eine starke Antikörperbildung hervorrufen. Danach wird in den meisten Studien auch die Wirksamkeit der Impfungen bemessen. Die ebenso wichtige zelluläre Immunantwort stimulieren die meisten Adjuvantien hingegen nur gering. „Dadurch können sie das immunologische Gleichgewicht langfristig beeinträchtigen“, erklärt der Wiesbadener Impfschadens-Gutachter und langjährige Mitarbeiter des Paul Ehrlich Institutes, Klaus Hartmann.
Wie groß dieses Risiko konkret ist, kann derzeit nicht seriös beantwortet werden, weil es - aus ethischen Gründen - kaum Vergleichsstudien zwischen Geimpften und Ungeimpften gibt. „Aber selbst dort, wo dies möglich gewesen wäre, wurde die Chance von den zuständigen Behörden nicht genützt“, kritisiert Hartmann.

Aluminium-Verbindungen unter Verdacht
Tatsächlich wurde in den großen Zulassungsstudien von Gardasil und Cervarix mit ihren insgesamt mehr als 40.000 Teilnehmerinnen die Impfstoffe nicht gegen physiologisch neutrale Salzwasser-Lösungen getestet, sondern entweder gegen andere Aluminium-haltige Impfungen oder gleich gegen eine pure Wasser-Aluminium-Lösung. Kritiker, wie der Aluminium-Experte Christopher Exley von der britischen Keele University finden dies fahrlässig, „weil Aluminium-Verbindungen bei zahlreichen Autoimmun-Prozessen unter Verdacht stehen.“
Auf Geheiß der US-Behörde FDA musste in die Produktinformation von Gardasil der Hinweis aufgenommen werden, dass bei jeder 43. Teilnehmerin der Studien Krankheiten mit möglicherweise autoimmunem Hintergrund neu aufgetreten sind. In der deutschen Fachinformation ist davon nichts zu lesen.

Sowohl von STIKO als auch von Behördensprechern kam umgehend Entwarnung. Die Aluminium-haltigen Adjuvantien, hieß es stereotyp, würden schließlich schon seit Jahrzehnten Milliardenfach angewendet und hätten ihre Sicherheit klar demonstriert.

„Übersehen wurde dabei allerdings, dass sowohl in Gardasil als auch in Cervarix relativ ungewöhnliche und neuartige Hilfsstoffe enthalten sind“, kritisiert Klaus Hartmann. Der Konzern GlaxoSmithKline (GSK) setzt auf die Alarmpotenzial von Salmonellen und verwendet für sein „Adjuvant System 04“ (AS04) Monophospholipid (MLP), eine gereinigte Fettverbindung, die aus der Oberfläche von Salmonellen isoliert wurde (siehe Interview). Aluminiumhydroxid wird auch bei AS04 noch benötigt, allerdings nur als eine Art Mörtel, der die HPV-Antigene und MLP bindet und an der Injektionsstelle festhält. Auch im Konkurrenz-Produkt Gardasil ist mit Aluminium Hydroxyphosphat Sulfat eine verstärkte Aluminium-Verbindung enthalten, die mit den traditionell verwendeten Substanzen wenig gemeinsam hat.
Beide Substanzen kamen nach einer kurzen Testphase im Labor, sowie in Tiermodellen gleich unmittelbar in die Impfstoffe. Eigene Sicherheitstests am Menschen sind bei Adjuvantien generell nicht vorgesehen.

Foto by fortinbras (Creative Commons)




„Exzellente Ergebnisse“

Interview mit Hugues Bogaerts, dem für Cervarix zuständigen Produktmanager des belgischen Konzerns GSK über das neuartige Wirksystem seines Impfstoffes gegen Humane Papillomaviren.

Ehgartner: In einer Vergleichsstudie zwischen den beiden HPV-Impfstoffen hat Ihr Produkt Cervarix eine deutlich stärkere Immunantwort erzielt als der Marktführer Gardasil. Wie erreichten Sie diesen Effekt?

Bogaerts:
Mit der herkömmlichen Impf-Technologie sind wir an Limits gestoßen. Für manche Krankheiten gibt es noch immer keine Impfungen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen braucht es einen starken Immun-Booster. Davon hängt es ab, ob eine Impfung funktioniert und wie lange der Schutz anhält. Wir beschäftigen uns seit vielen Jahren intensiv mit innovativen Adjuvant-Systemen und haben für unsere HPV-Impfung mit dem Produkt AS04 eine adäquate Methode entwickelt.

Ehgartner: Wie unterscheidet sich dieser Hilfsstoff von den bisher hauptsächlich verwendeten Aluminium-Verbindungen?

Bogaerts: AS04 enthält als wirksamen Bestandteil MPL, das ist ein gereinigtes bakterielles Fett aus der Zellwand von Salmonellen. Diese sind bekannt dafür, dass sie eine sehr starke Immun-Antwort auslösen. Tatsächlich ist MPL sogar zu stark, so dass wir die Substanz chemisch anpassen mussten, um sie überhaupt in Impfstoffen verwenden zu können. Wir haben bestimmte Teile dieser recht großen Moleküle abgeschnitten, um die toxische Wirkung zu reduzieren.

Ehgartner: Warum verwenden Sie in Cervarix trotzdem noch immer Aluminium?

Bogaerts: Aluminium brauchen wir als eine Art Mörtel, um alle Bestandteile der Impfung an der Injektionsstelle zusammen zu halten. Wenn man den Impfstoff tief in den Muskel injiziert, so bleibt er - dank des Aluminiums - dort, und es gibt einen regen Austausch mit den Zellen des Immunsystems.

Ehgartner: In den USA ist Cervarix noch immer nicht zugelassen. Es heißt, dass die Arzneimittelbehörde FDA wegen Ihres neues Adjuvant-Systems Bedenken hatte und zusätzliche Sicherheits-Daten verlangt hat?

Bogaerts: Nein, es gab keine Probleme. Wir haben als europäischer Konzern mit unseren vorläufigen Resultaten zuerst bei der Europäischen Behörde EMEA eingereicht. In den USA haben wir eine enorme Wettbewerbs-Situation, weil sich unser Konkurrenzprodukt Gardasil bereits seit drei Jahren am Markt befindet. Also überlegten wir, unser Produkt mit den bestmöglichen Daten zu präsentieren und auf die fertigen Resultate der Studien zu warten. Wir haben nun exzellente Ergebnisse präsentiert und erwarten die Zulassung in den USA für Ende des Jahres.

Ehgartner: Welche Studien sind denn nötig, um ein neues Adjuvans lizensieren zu können?

Bogaerts: Die meisten Tests werden ‚in vitro‘ im Labor durchgeführt. Aber es gibt auch bestimmte Tiermodelle. Eigene Sicherheitsstudien am Menschen sind bei einem neuen Adjuvans nicht vorgesehen. Das wird in den großen klinischen Studien gleich in der fertigen Impfstoff-Kombination getestet.

Ehgartner: Warum haben Sie hier in den Kontrollgruppen keine physiologisch neutrale Salzwasser Lösung als Placebo verwendet, sondern entweder eine andere Impfung oder eine Aluminiumhydroxid-Wasser-Verbindung?

Bogaerts: Wir hätten das in der Tat mit einem Salzwasser-Placebo vergleichen können. Aber wir sind nach dem Prinzip vorgegangen, dass wir Cervarix mit dem "standard of care" vergleichen. Also mit dem, was derzeit den allgemeinen Standard bei Impfstoffen darstellt.


Der Mediziner Hugues Bogaerts ist in der Zentrale des Pharmakonzerns GlaxoSmithKline (GSK) in Rixensart (Belgien) für den HPV-Impfstoff Cervarix, das Konkurrenzprodukt des Marktführers Gardasil (Sanofi Pasteur MSD), zuständig.

Freitag, 26. Juni 2009

HPV-Impfungen: Autoimmun-Reaktionen in den Studien absichtlich verschleiert?

Hier ein Mail, das ich eben an Gerd Antes, den Leiter des Deutschen Cochrane-Zentrum an der Univ. Freiburg, geschickt habe:

Sehr geehrter Herr Dr. Antes,

wir haben vorgestern am Präventions-Kongress in Baden über Sicherheits-Bedenken bezüglich der in den HPV-Impfstoffen verwendeten ungewöhnlichen und auch relativ neuen Adjuvantien gesprochen. Sie haben sich als Mitglied der STIKO dafür interessiert und mich ersucht, Ihnen dazu Unterlagen zu schicken, die Sie an die HPV-Fachexperten der STIKO weiterleiten wollen.

Heute ist in der Gesundheits-Beilage verschiedener deutscher Tageszeitungen (Berliner Morgenpost, Hannoversche Allgemeine, Leipziger Volkszeitung, Hamburger Abendblatt) ein Artikel von mir erschienen, der die Bedenken zusammen fasst.
Hier finden Sie die Online Version.

In der Anlage sende ich Ihnen eine Review der FDA zu Gardasil, die im September 08 veröffentlicht wurde und im Dezember zu einer Änderung in der US-Produktinformation führte. Dort muss jetzt vermerkt sein, dass bei den Teilnehmern der Gardasil-Studien im Beobachtungszeitraum bei 2,3% "new medical conditions potentially indicative of a systemic autodimmune disorder" aufgetreten sind. (Table 5 in der beiliegenden Produktinformation von Gardasil, Seite 141f. der clinical review der FDA)

Außerdem finden Sie in der Anlage eine Aussendung von GSK zum neu-entwickelten Adjuvans-System, das bislang nur im verstärkten Hepatitis B Impfstoff (spezieller Impfstoff für Patienten mit Nierenproblemen) Fendrix, sowie in Cervarix eingesetzt wird, sowie einen Artikel von Merck-Wissenschaftlern (Caulfield et al. 2007), der die Eigenschaften des Merck Adjuvans Aluminium Hydroxyphosphate Sulfate (AAHS) beschreibt.

Als Gegenargument zum möglicherweise erhöhten Risiko von Autoimmunreaktionen bei Geimpften wird meist auf eine Studie von Siegrist et al. verwiesen, die von den Herstellern finanziell unterstützt wurde.
Siegrist wertet darin Daten einer großen US-Versicherung aus und stellt fest, dass Autoimmun-Krankheiten in der Allgemeinbevölkerung relativ häufig sind. Dies könnte dazu führen, dass diese fälschlicherweise für Impfreaktionen gehalten würden.

Ich finde es bemerkenswert, dass auf diese Art und Weise scheinbar eine Art Pseudo-Kontroll-Gruppe erzeugt werden sollte, um den Verdacht eines erhöhten Risikos zu entkräften.

Wesentlich redlicher und auch beweiskräftiger wäre es gewesen, wenn in den Zulassungsstudien eine wirkliche Placebo-Impfung mit einer physiologisch neutralen Salzwasser-Lösung verwendet worden wäre, und nicht eine andere Impfung (Hepatitis A Impfung bei Cervarix) bzw. ein Adjuvans-Gemisch (bei Cervarix: Aluminiumhydroxid, bei Gardasil: AAHS). Ein Design mit einer saline-Placebo-Impfung wurde jedoch nur in einer einzigen - und sehr kleinen Studie (Reisinger et al. 2007) in den Gardasil-Studien verwendet. (Hier wurde in der saline-Gruppe keine Autoimmunstörung beobachtet).

Bei einer - in der FDA-Review erwähnten - Rate von 2,3% von neu aufgetretenen potenziellen Autoimmunstörungen, wären die zusammen weit mehr als 40.000 Teilnehmerinnen der HPV-Studien weitaus ausreichend gewesen, um einen derartigen Verdacht vollständig zu entkräften, bzw statistisch signifikant zu untermauern.

So besteht jedoch der begründete Verdacht, dass das Risiko erhöhter Autoimmunreaktionen den Herstellern der HPV-Impfstoffe bereits im Vorfeld bekannt war - und durch die Wahl der Studiendesigns absichtlich verschleiert werden sollte.

Herzliche Grüße, Bert Ehgartner

Dienstag, 23. Juni 2009

Präventions-Kongress in Baden

Von morgen Mittwoch bis Freitag läuft in Baden bei Wien eine Veranstaltung auf die ich sehr gespannt bin: Der Europäische Kongress für evidenzbasierte Prävention.

Dabei treten Experten auf, die sich sowohl mit der Durchführung, der Evaluierung, der medialen Vermittlung als auch der Kritik von Präventions- und Screeningprojekten einen Namen gemacht haben. Das Konzept der Prävention ist ja nur auf den ersten oberflächlichen Blick ein einfaches: Erkrankungen können durch Gesundheitsförderung vermieden oder - falls dies doch nicht gelingt - im Frühstadium entdeckt und behandelt werden. Soweit die Theorie. Das einfache Konzept entpuppt sich jedoch als äußerst komplex und mit vielen Unsicherheiten und Fehlschlüssen behaftet.
Weil es die meisten Vortragenden am Badener Kongress gewohnt sind, Konflikte offen auszutragen, sind spannende Debatten auf hohem Niveau zu erwarten.

Zu den bekanntesten Experten in Baden zählt der Brite Sir Muir Gray, einer der Pioniere nationaler Screening-Projekte. Er wird in Baden über das von ihm initiierte Bewegungsprogramm der "10.000 Steps" informieren.
Ein weiteres Highlight ist Angela Raffles Referat über "Failed screening programmes", sowie der Vortrag des umtriebigen Motors der österreichischen Public Health Szene Franz Piribauer zum "Evidenzbasierten Support" für nationale Screening Programme.

Mich persönlich interessiert die Bilanz von Ursula Reichenpfader bezüglich der Evaluierung der Befunddaten der "Vorsorgeuntersuchung NEU", die nun auch schon wieder drei Jahre auf dem Buckel hat. Mal sehen, ob es diesmal wirkliche Informationen gibt, oder ob es bloß wieder um die typisch österreichische Spielform der Jammer-Evaluation geht, in der wortreich erklärt wird, aus welchen Gründen die Ärzte ihre Daten leider nicht hergeben, und sie deshalb auch nicht ausgewertet werden können. Wahlweise noch mit dem Argument gewürzt, dass diese Ressourcen-Verschwendung zweifellos dem Datenschutz dient.

Donnerstag steht eine Debatte zum PSA-Screening auf dem Programm. Dabei wird Wolfgang Horninger von der Universität Innsbruck über einen unglaublich Erfolg berichten, den es eigentlich gar nicht geben dürfte: Nämlich sein engmaschiges Tiroler PSA-Testprogramm mit darauf folgenden zahlreichen Prostata Operationen, die zu weltweit einzigartigen Mortalitäts-Rückgängen geführt haben. Das Contra zu dieser Darstellung liefert Russel P. Harris, Präventions-Veteran der University of North Carolina in Chapel Hill.
Gespannt bin ich auf die Nachmittags-Session über Genetisches Screening. Vor allem deshalb weil ich mir darunter bislang wenig vorstellen kann.

Der Freitag steht im Zeichen der Kommunikation: Eva Rasky von der Medizinischen Universität Graz berichtet, wie Patienten über das Mammografiescreening informiert werden. Ingrid Mühlhauser von der Universität Hamburg erläutert das Konzept der "informierten Entscheidungsfindung". Um gut informieren zu können braucht es stets die begleitende Evaluation der Präventionsmaßnahmen. Darüber berichtet Stefan Lange vom IQWiG in Deutschland. Anita Rieder trägt vor, wie evidenzbasiert Prävention in Österreich ist. Und das wird sicher auch ganz lustig.

Donnerstag, 18. Juni 2009

Bittner goes Pharma

Erst kürzlich hat sich Franz Bittner für eine Kampagne der Wiener Pharma-PR-Agentur Welldone einspannen lassen. Nun wechselt er vom Chefsessel der Wiener Gebietskrankenkasse überraschend die Seiten und wird Pharma-Lobbyist. Und zwar als Partner des illustren Welldone-Chefs Robert Riedl.

Franz Bittner erklärte seinen Abgang von der WGKK damit, dass er über die letzten Jahre "so manchen Betonblock mitgeschleppt hat" und mit dem Alter werde das nicht eben leichter. Also entschloss er sich, mit 55 Jahren nochmal neu anzufangen. Und zwar als geschäftsführender Gesellschafter der erst kürzlich von Robert Riedl gegründeten Firma "Peri Human Relations".

Riedls PR-Imperium
"Peri Human Relations" ist der jüngste Spross in Robert Riedls Pharma-PR Imperium mit Hauptsitz in der Wiener Lazarettgasse. Dazu zählen weiters die auf Lobbying spezialisierte "Peri Consulting GmbH". Ebenso "Update Europe", die sich mit Pharmamitteln der Ärztefortbildung widmet, die Ärztekrone Verlagsgesellschaft (als 20% Minderheits-Eigentümer), das "Gesunde Lunge - Institut" (33% Anteil), sowie das Mutterschiff, die "Welldone Marketing und Kommunikationsberatungsges.m.b.H". Als formeller Eigentümer tritt in allen diesen Fällen die BJK&R Privatstiftung auf.
Hervorragende Beziehungen pflegt Riedl zur Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (ÖGAM), deren Konferenzen seine Firmen organisieren und deren Leitlinien (Consensus Berichte) sie sponsormäßig betreuen. Auch deren wissenschaftliche Obhut bleibt mit "Update Europe" im eigenen Haus und damit vor jeglichen pharmakritischen Tendenzen gut abgeschirmt.

Aber zurück zum ehemaligen Kämpfer gegen überhöhte Medikamentenpreise und Korruption, Franz Bittner. In einer Aussendung der Agentur Welldone wurde Mitte April zu einer Pressekonferenz im Presseclub Concordia eingeladen, bei der Franz Bittner am Podium saß und es um folgende scheinbar harmlose und auf den ersten Blick durchaus erfreuliche Mitteilung zu Fortschritten in der Therapie der rheumatoiden Arthritis (rA) ging:

Mit dem Inkrafttreten einer neuen Verordnungsregelung ab 1. Mai 2009 wurde nun ein weiterer Meilenstein in der rA-Therapie gesetzt: Bei Nichtansprechen auf die Behandlung mit 1 Basistherapeutikum kann sofort auf ein Biologikum umgestellt werden. Dies ermöglicht eine bessere Versorgung und eine Steigerung der Lebensqualität der Patienten.


Hintergrund dieser Affäre
Über mehrere Wochen schaltete die Initiative "Der Österreichische Patient" zahlreiche ganzseitige Inserate in den wichtigsten Zeitungen, um eine möglichst frühzeitige Therapie der Rheumatoiden Arthritis einzufordern. Nun deckte "Transparency International" auf, dass es sich dabei in Wahrheit um eine verdeckte Werbekampagne des US-Konzerns Wyeth für das Präparat Enbrel handelt.

In der ersten Phase der Anzeigen-Kampagne wurden wichtige "Player" des österreichischen Gesundheitssystems direkt angesprochen und mit den Folgekosten konfrontiert, die bei Rheumapatienten anfallen. Im Schnitt, heißt es, summieren sich diese Kosten für Krankenstände, Operationen und Krankenhausaufenthalte pro Patient auf jährlich 21.768 Euro. Dies könnte durch den frühzeitigen Einsatz neuer Arzneimittel geändert werden.
Und dann folgt in Balkenlettern die Frage, z.B. an Franz Bittner, den (damaligen) Chef der Wiener Gebietskrankenkasse:
WIE SIEHT IHRE LÖSUNG DAFÜR AUS, HERR BITTNER?

Die Antworten der damit konfrontierten Kammer- und Kassenfunktionäre ist vom Tenor recht einhellig: klar, doch, logisch! früher behandeln ist sinnvoll, wenn man damit Leid und Geld gleichzeitig sparen kann.
Oder im Originalton, wieder von Franz Bittner:

Gerade bei rheumatoider Arthritis ist ein früher Therapie beginn entscheidend, da die schwerwiegendsten Schäden in den ersten beiden Erkrankungsjahren entstehen. Hier gilt es, alte Denkmuster zu entsorgen und ihnen die tatsächliche Kostenwahrheit fair gegenüberzustellen. Natürlich ist der möglichst frühe Einsatz moderner Medikamente zuerst einmal kostenintensiver. Aber was man sich ersparen kann, neben Leid für die Betroffenen, sind die Folgekosten durch Krankenstände, Operationen, Prothesen, Krankenhausaufenthalte etc.

Wer sich über die Urheber dieser doch recht aufwändigen oder teuren Kampagne informieren wollte, wurde auf zwei Patientenorganisationen verwiesen: die Rheumaliga und die Initiative "Der Österreichische Patient".

Andrea Fried, Chefredakteurin der ÖKZ und Mitglied des Beirates von "Transparency International", deckte in einem Editorial des HTA-Newsletters des Wiener Ludwig Boltzmann Institutes auf, dass es keineswegs Patienteninitiativen waren, die diese Kampagne finanziert haben, sondern der US-Konzern Wyeth, der die Agentur Welldone dafür mit einem kolportierten Auftrags-Etat von rund 300.000 EUR bedachte.

Auffällig ist die Herkunft der Initiative "Der Österreichische Patient". Dabei, so Fried,
...handelt es sich um eine Kooperation der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (ÖGAM) und dem Verein Altern mit Zukunft - beide enge Partner und Kunden der Werbeagentur Welldone, wo sich auch die Kontaktadresse der Initiative "Der Österreichische Patient" befindet.

Andrea Fried fand es höchst eigenartig, warum Versicherer (wie z.B. Franz Bittner) ausgerechnet pharmagesponserte Inserate brauchen, um auf eine vermeintlich schlechte Versorgung ihrer eigenen Versicherten hinzuweisen. "Sollte es hier wirklich Mängel geben", schließt Fried, "wären statt Inseraten wohl eher Handlungen gefragt."


TNF-Blocker: extrem teuer und riskant

Dem Auftraggeber Wyeth geht es offensichtlich darum, den Umsatz seines Medikamentes Enbrel (Wirkstoff Etanercept) zu erhöhen.
So wie Humira (Adalimumab) oder Remicade (Infliximab) gehört Enbrel zu den TNF-Blockern. Es handelt sich dabei um gentechnisch hergestellte Proteine, die in den Kreislauf der Immunreaktion eingreifen um damit das - bei Rheuma aus dem Ruder gelaufene - autoaggressive Potenzial des Immunsystems zu reduzieren.

Enbrel kostet für die in der Praxis üblichen Drei-Monats-Kur pro Patient fast 5.000 EUR und war bis dahin, so wie die anderen beiden Präparate, bei therapieresistenter mittelschwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis zugelassen.

"Für eine frühere oder breitere Anwendung", sagte mir der Stockerauer Rheuma-Experte Burkhart Leeb, "gibt es jedoch derzeit noch viel zu wenig Daten. Ich wäre da sehr vorsichtig."
Zumal die Nebenwirkungen, obzwar selten, so doch sehr ernsthaft sein können.
Im Austria Codex werden diese so zusammengefasst:
Lokale Reaktionen, Infektionen (auch schwerwiegend), unspezifische Symptome, Lupus, Allergien, Blutbild, sehr selten ZNS entmyelinisierende Ereignisse

Seit kurzem wird zudem ein höheres Krebsrisiko diskutiert (Zitat aus: a-t 2006; 37: 59-60):
Auch der Verdacht, dass sie Lymphome und andere Krebserkrankungen auslösen können, ist bislang nicht ausgeräumt. Die Störwirkungen sind biologisch plausibel, da TNF α an der Abwehr von Infektionen und bösartigen Erkrankungen beteiligt ist. Eine Auswertung der in randomisierten klinischen Studien und offenen Verlängerungsphasen bei Patienten mit rheumatoider Arthritis unter Etanercept, Infliximab und Adalimumab dokumentierten Lymphome ergibt, jeweils bezogen auf eine hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbare "Normalbevölkerung", für Etanercept ein relatives Risiko von 2,31 (95% Konfidenzintervall [CI] 0,85-5,03), für Adalimumab von 5,52 (95% CI 2,6-10,0) und für Infliximab von 6,35 (95% CI 1,7-16,3).


Bittners Spagat

Riskante und extrem teure Arzneimittel zum möglichst frühzeitigen Einsatz bei tausenden rA-Patienten freizugeben - zum Wohle der Hersteller: Diesen Auftrag hat Peter Riedls Agentur bravourös erledigt.
Und Franz Bittner hat mit seiner peinlichen Mithilfe in diesem Schwank zu Lasten der Beitragszahler wohl seine Aufnahmsprüfung in die illustre Welt der Privatwirtschaft gesehen.

Dass er seine Funktion als stv. Vorsitzender der Gewerkschaft Druck-Journalismus und Papier behält, ist bei derart artistischen Verrenkungen in Bezug auf seine berufliche Verantwortung, bloß noch ein weiterer Spagat.
Foto: © Michaela Bruckberger

Mittwoch, 17. Juni 2009

Diabetes-Epidemie bei Kindern läuft ungebremst

Bei manchen Immunkrankheiten gibt es Signale, dass sich die stete Aufwärtskurve langsam abflacht. Asthma scheint sich beispielsweise auf einem hohen Niveau eingependelt zu haben. Verheerend sind die Aussichten hingegen bei Typ 1 Diabetes: Bis 2020 wird sich Europa-weit die Zahl der neu auftretenden Fälle bei Kindern unter fünf Jahren verdoppeln. Damit sind die pessimistischen Prognosen sogar noch übertroffen worden.

In der aktuellen Ausgabe des Lancet finden sich die neuesten Ergebnisse der EURODIAB Study Group, die seit 20 Jahren Europa-weit die Fälle von Diabetes Typ 1 sammelt. Bei dieser Autoimmunkrankheit wendet sich das eigene Immunsystem gegen die Insulin-produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse und zerstört sie.
Im europäischen Schnitt steigt die Diabetes Inzidenz um 3,9 Prozent. Am stärksten ist der Anstieg in der Altersgruppe von 0 bis 4. Hier kommt es bis 2020 zu einer Verdoppelung der neuen Fälle. Insgesamt wird die Prevalenz von Diabetes bei Kindern unter 15 Jahren um 70 Prozent ansteigen.

Die aktuellen Daten beweisen, dass die Krankheit, so wie zuvor schon in den USA beobachtet, sich immer früher manifestiert. Je früher die Krankheit auftritt, desto schwerer sind normalerweise die Symptome, die zur Entdeckung der Stoffwechselstörung führen. Häufig handelt es sich dabei um eine Ketoazidose, eine lebensgefährliche Unterversorgung des Organismus mit Energie - bei gleichzeitig extrem hohen Werten von Glukose und Ketonkörpern im Blut. Nur die rasche Gabe von Insulin kann den Energiefluss wieder in Gang bringen. Die Eltern stehen dann fassungslos vor der Diagnose, dass ihr Kind eine lebenslange chronische Krankheit hat.

"Die Verschiebung ins Baby und Kleinkind-Alter deutet darauf hin, dass sich im Lebensumfeld der Kinder etwas in eine gesundheitsschädliche Richtung verändert hat", schreibt Dana Dabelea, Epidemiologin an der Colorado School of Public Health in Denver, in einem Kommentar zu diesen Ergebnissen. Was genau hier die Ursache ist, weiß Dabelea natürlich nicht. Sie erhofft sich aber Antworten aus der so genannte TEDDY-Studie, die 2006 gestartet wurde und 7.000 Neugeborene bis zu ihrem 15. Lebensjahr begleiten soll. Bei diesen Kinder wird von der Hygiene bis zur Ernährung, vom genetischen Risiko bis zu den durchgemachten Infektionen alles aufgezeichnet und ausgewertet, was zu Entstehung von autoaggressiven Tendenzen des Immunsystems führen könnte und dies mit regelmäßigen Bluttests im Abstand von jeweils drei Monaten auch konkret nachgeprüft.

Wieder mal sucht man in der Studienbeschreibung vergeblich danach, ob auch der Einfluss der immer häufigeren Impfungen im Babyalter auf das Diabetes-Risiko untersucht wird. Nicht mal das Wort Impfungen findet sich auf der TEDDY Website.
Und das, obwohl das autoimmune Potenzial von Impfungen längst bekannt ist und bei den internationalen Kongressen zum Thema "Autoimmunity", bereits seit einigen Jahren in eigenen Veranstaltungsreien diskutiert wird.

Gut zusammengefasst wird das z.B. in dem Artikel "The Mosaic of Autoimmunity", verfasst von Yehuda Shoenfeld et al., der im Vorjahr im Journal der Israelischen Ärztegesellschaft erschienen ist.


Vaccines and adjuvants in the mosaic of
autoimmunity

Since 1796, when Edward Jenner inoculated cowpox material and
prevented smallpox in 12 people, vaccination has been used as
an indispensable tool against infectious diseases. In fact, it may
be considered one of the greatest medical discoveries since it
succeeded in totally eradicating some diseases around the world
(plague and smallpox) and consequently improved the quality of
life and survival of entire populations [19].
However, several adverse effects can ensue from the vaccination,
ranging from local reactions to systemic side effects, such
as fever, flu-like symptoms, gastrointestinal disorders and, in
the last two to three decades, the most serious – autoimmune
diseases [20]. Considerable data have recently been gathered with
regard to involvement of the immune system following vaccination,
although its precise role has not been fully elucidated [21].
Several authors have postulated that the autoimmunity process
could be triggered or enhanced by vaccine immunogen content
as well as by adjuvants, which are used to increase the immune
reaction [19].
A common target for the occurrence of autoimmune complications
is the central nervous system, with the appearance
of demyelinating disorders such as multiple sclerosis, and
other neurological conditions, e.g., Guillain-Barré syndrome and
autism.
Other autoimmune diseases that may occur after vaccination
include arthritis, rheumatoid arthritis, reactive arthritis,
SLE, diabetes mellitus, thrombocytopenia, vasculitis, Reiter’s
syndrome, dermatomyositis, and polyarteritis nodosa. Other
vaccines reported to be associated with the onset of autoimmune
disorders are the following: rubella, mumps and
measles; influenza; diphtheria, pertussis and toxoid; typhoid;
hepatitis A and B; tetanus; Meningococcus; Bacillus Calmette-
Guerin; rabies; smallpox; and poliovirus vaccines (practically
all types).
The relationship between vaccines and autoimmunity is
bi-directional. On the one hand, vaccines prevent infectious
conditions, and in turn prevent the development of an overt
autoimmune disease which in some individuals is triggered by
infections. On the other hand, many case reports and series that
describe autoimmune diseases post-vaccination strongly suggest
that vaccines can trigger autoimmunity.
It is important to emphasize that a temporal relationship
between autoimmunity and a specific vaccine is not always
apparent. This matter is complicated by the fact that one vaccine
may cause more than one autoimmune phenomenon and,
likewise, a particular immune process may be caused by more
than one vaccine [20].
Appropriate epidemiological studies should be undertaken to
confirm the case reports or series where familial or genetic risk
factors for autoimmune conditions were found in many of the
patients who developed autoimmune disturbances after vaccination.
In this way, vaccination should be considered part of the
mosaic of autoimmunity, in which abrogation of an infectious
disease could concomitantly induce another autoimmune disease.
In summary, throughout our lifetime the normal immune system
walks a fine line between preserving normalcy and the development
of autoimmune disease [21].

Montag, 15. Juni 2009

Der ökonomische Versuchsballon Schweinegrippe: What's next: Katzengrippe, Rattengrippe?

Mit der Verkündung der höchsten Pandemie-Warnstufe 6 hat die WHO den Impfstoff-Herstellern das erwartete Signal gegeben, für den Herbst eine eigene Schweinegrippe-Impfung vorzubereiten. Massen-Bestellungen aus verschiedenen Ländern - allen voran den USA - treffen bereits ein. Künftig wird es also für die Freunde der Grippe-Impfung die Möglichkeit geben, zwei Produkte zu kaufen. Warum aber bei zwei aufhören? Der Marktphantasie sind kaum Grenzen gesetzt.

© David Dees (2) Creative Commons

Der Wirtschafts-Pressedienst Bloomberg wusste bereits zu Monatsbeginn, dass die WHO die höchste Warnstufe ausrufen wird. Und vielleicht würden wir uns alle beim Verständnis des Phänomens Schweinegrippe leichter tun, wenn wir die eigenartigen Vorgänge ganz einfach aus der Perspektive der Wirtschaftsforscher und Markt-Analysten betrachten. Denn aus medizinischer-wissenschaftlicher Sicht ist die Affäre ähnlich ergiebig wie die Frage, ob Schweinebauern bei gesteigerter Flatulenz ihrer Tiere möglicherweise ein höheres Lungenkrebs-Risiko fürchten müssen.

Wenn es tatsächlich die Aufgabe der WHO ist, im Falle des Auftretens von viralen Infektionen auf verschiedenen Erdteilen Pandemien auszurufen, warum beschränkt sich dies auf die Influenza?
Warum gilt dies nicht auch für Schnupfenviren, deren Bedrohungspotenzial durchaus mit den großteils mild verlaufenden H1N1-Infektionen vergleichbar ist?
Warum wird die WHO nicht auch bei vermehrtem Auftreten des Respiratory-Syncitial-Virus aktiv? RS-Viren sind weltweit verbreitet und verursachen deutlich mehr Erkrankungen als Influenza-Viren. Bei Kindern sind die Verläufe zudem meist ernster als bei Influenza. Und da sprechen wir jetzt nicht von der aktuellen "Gripperl-Pandemie", sondern von der normalen Influenza, die in manchen Jahren ja tatsächlich enorm zu wüten vermag.
Warum aber spricht keiner der WHO Experten von der tatsächlich existierenden Gesundheitsgefahr im Zuge einer RSV-Infektion?

Um diese Fragen schlüssig beantworten zu können, ist es eben nötig, eine nüchtern-ökonomische Sichtweise einzunehmen.
Gegen Schnupfen- oder RS-Viren gibt es keine Medikamente, auch keine Impfungen. Es gibt auch kein mit Milliarden-Aufwand betriebenes weltweites Viren-Überwachungs-System mit Aberhunderten von spezialisierten Experten.
Bei Influenza gibt es all das hingegen schon.

Außerdem wurde in den letzten fünf Jahren - rund um die Vogelgrippe - ein derartiges Pandemie-Getöse abgehalten, dass die meisten Industrieländer eigene Alarmpläne ausgearbeitet haben, die auf WHO-Zuruf anlaufen. Die höchste Pandemie-Warnstufe scheint demnach auch ein erster Test, ob sich die Marketing-Kampagne bereits jetzt kommerziell verwerten lässt, oder ob an der Inszenierung noch gefeilt werden muss. Einige Knöpfe im weltweiten Medienkonzert lassen sich wohl noch drücken. Einige Lautstärke-Regler sind noch nicht am Maximum.
Dies alles auszutesten wird die aktuelle Übung wertvolle Hinweise liefern.

Fachliche Einwände gegen die Ausrufung der höchsten Pandemie-Warnstufe waren bislang selten. Und wenn, dann kamen sie nicht von Gesundheitspolitik oder Medizin-Experten, sondern ebenfalls wieder von Wirtschafts-Seite.
Die Ausrufung der höchsten Pandemie-Warnstufe sei riskant, hieß es. Man möge die Auswirkungen einer möglichen Hysterie auf die ohnehin angeschlagene Weltwirtschaft bedenken. Reise- und Handels-Beschränkungen, wie sie in vielen Alarmplänen vorgesehen sind, wären der Erholung der Konjunktur nicht gerade förderlich.


Der absolute Clou: Cat-Flu!

Dem steht die Aussicht gegenüber, künftig vielleicht in jedem Jahr zwei statt einen Influenza-Impfstoff verkaufen zu können. Die Umstellung von der mühsamen Anzucht der Viren auf befruchteten Hühner-Eiern zur neuen Technologie der Züchtung des Impfstoffes auf Zellkulturen braucht Tests, um Schwachstellen zu erkennen und die Methode in der Praxis zu optimieren. Doch wenn die Zellkultur-Technologie einmal reibungslos läuft, wären hier weitere ungeahnte Neu-Entwicklungen möglich.

Eine Impfung gegen Katzen- oder Rattengrippe beispielsweise. Hier würden sogar mittelmäßig begabte PR-Fachleute eine passable Umsatz fördernde Hysterie zustande bringen.

Samstag, 6. Juni 2009

Paul Ehrlich Institut - den Herstellern verpflichtet oder dem Verbraucherschutz?

Wer als Folgerung meines Beitrags vom Donnerstag meint, die Willfährigkeit der Zulassungsbehörden gegenüber den Impfstoffherstellern, sowie das offenkundige Unwissen über die Zusammensetzung der zugelassenen Impfstoffe, beschränke sich auf Österreich, sei gleich auf das deutsche Paul Ehrlich Institut verwiesen.
Auf deren Webseite werden kritische "Behauptungen" zu den klinischen Studien und zur Zulassung der HPV Impfstoffe unter die Lupe genommen und widerlegt.

Beispielsweise die auch von mir geteilte Ansicht, "die Zusammensetzung der Placebos sei für die Untersuchung von Nebenwirkungen nicht geeignet".

Dies wird folgendermaßen "entkräftet":

Stellungnahme des PEI:

Ein Placebo ist ein Scheinmedikament, das einem echten Arzneimittel gleicht. Es wird z.B. als Kontrollmittel in klinischen Studien gegeben, um die echte Arzneiwirkung von den psychischen Wirkungen einer Heilmittelgabe auf den Patienten unterscheiden zu können.

Bei einer placebokontrollierten Impfstoff-Studie gibt es zwei Möglichkeiten, wie das Placebo aufgebaut sein kann:

Entweder erhält eine Teilnehmergruppe den zu testenden Impfstoff, die Vergleichsgruppe dagegen einen 'Scheinimpfstoff', dem das Impfantigen (der Wirkstoff) fehlt, der ansonsten aber von der Zusammensetzung her mit dem Testimpfstoff identisch ist. Dies erfordert natürlich unter anderem auch die Verwendung von Adjuvanzsystemen wie zum Beispiel Aluminiumhydroxid (Al(OH)3), wenn diese im Testimpfstoff verwendet werden. Dies war bei Gardasil der Fall.

Oder eine Teilnehmergruppe erhält den zu testenden Impfstoff, die andere Gruppe einen bereits zugelassenen Impfstoff, der ein anderes Impfantigen enthält. Das hat den Vorteil, dass die Placebogruppe ebenfalls einen Nutzen von der Teilnahme an der Studie hat.

Beide Ansätze erlauben es, den Anteil an Nebenwirkungen, der auf das Impfantigen zurückzuführen ist, zu ermitteln, da das Impfantigen der einzige Unterschied in der Zusammensetzung von Testimpfstoff und Placebo ist.


Diese meiner Ansicht nach vollständig absurde Argumentation klingt so, als sei sie wortwörtlich von den PR-Aussendungen der Herstellerfirmen abgeschrieben.

Zum einen unterschlägt sie die sinnvollste und aussagekräftigste Placebo-Impfung, nämlich die Injektion einer physiologischen Salzwasser-Lösung (wie sie sogar in einer der kleineren Gardasil-Studien eingesetzt wurde).

Zum anderen verblüfft das PEI mit der Rechtfertigung, dass es nur durch dieses Studiendesign möglich sei, die Nebenwirkungen herauszufiltern, die speziell auf die Impfantigene zurückzuführen sind.
Das ist unbestritten. Doch wen interessiert dieser Bruchteil an Nebenwirkungen? Was ist mit den Nebenwirkungen, die von den Adjuvantien und den anderen Inhaltsstoffen verursacht werden?
Die Mädchen, die geimpft werden und deren Eltern interessiert nicht dieser spezielle Anteil der Nebenwirkungen, sondern das gesamte Nebenwirkungs-Spektrum mit dem sie konfrontiert sind. Sie bekommen ja die gesamte Impfung und nicht bloß die Impfantigene gespritzt.

Noch falscher wird die Aussage des PEI, wenn in der Kontrollgruppe als Placebo eine andere Impfung verwendet wird. Im konkreten Fall von Cervarix, dem neben Gardasil zweiten zugelassenen HPV-Impfstoff, war das die Hepatitis A Impfung "Havrix". Sowohl Cervarix als auch Havrix sind Impfstoffe von GlaxoSmithKline (GSK).
Damit endet aber auch schon die Gemeinsamkeit. Denn selbstverständlich verwenden die beiden Impfungen unterschiedliche Antigene.
Sie verwenden außerdem auch vollständig unterschiedliche Adjuvantien. In Havrix, das bereits 1995 zugelassen wurde, wird das seit vielen Jahrzehnten gebräuchliche Aluminiumhydroxid eingesetzt. Im Fall von Cervarix handelt es sich um AS04 eine brandneue Kombination von Aluminiumhydroxid mit Monophospholipid A, einer Substanz die aus der Oberfläche von Salmonellen isoliert wurde und das Immunsystem wohl an eine massive Salmonellen-Infektion erinnern soll. Dementsprechend heftig fällt auch die Immunreaktion aus. Cervarix erreichte im direkten Vergleich mit Gardasil eine um das zwei- bis sechsfache stärkere Bildung neutralierender Antikörper und nahezu dreimal so viele Gedächtniszellen.

Havrix als Placebo von Cervarix einzusetzen ist also etwa so sinnvoll, wie ein Blutdruck-Medikament gegen einen Cholesterin-Senker zu testen. Damit werden die Nebenwirkungen die Cervarix macht, von jenen die Havrix macht, überlagert. Das Ergebnis ist eine unbrauchbare Melange, die keine klaren Aussagen zur Sicherheit des neuen Arzneimittels erlauben.

Das Paul Ehrlich schreibt hingegen ungeniert:

Beide Ansätze erlauben es, den Anteil an Nebenwirkungen, der auf das Impfantigen zurückzuführen ist, zu ermitteln, da das Impfantigen der einzige Unterschied in der Zusammensetzung von Testimpfstoff und Placebo ist.


Wie schlampig und oberflächlich die Mitarbeiter des PEI sich diesen speziellen Fachfragen stellen, zeigt abschließend noch der Hinweis auf das in Gardasil eingesetzte Adjuvans.
Es handelt sich dabei nicht, wie hier behauptet, um Aluminiumhydroxid, sondern um AAHS (Amorphous Aluminum Hydroxyphosphate Sulfate), das von Merck entwickelt wurde und sich laut Firmen-eigenem Forschungsbericht auf Grund seiner verstärkten immunogenen Eigenschaften speziell für die „Virus like particles“ des HPV-Impfstoffes eignet und sich sowohl physikalisch als auch funktionell von den traditionell verwendeten Adjuvantien unterscheidet..
Zitat aus dieser Arbeit:
Merck Aluminum Adjuvant (AAHS) is a proprietary aluminum hydroxyphosphate sulfate formulation that is both physically and functionally distinct from traditional aluminum phosphate and aluminum hydroxide adjuvants.


Wem, frage ich, dient eine Behörde, die für die Sicherheit von Impfstoffen zuständig ist, aber nicht einmal um elementare Details dieser Arzneimittel bescheid weiß und im übrigen einer vollständig abgehobenen Argumentation der Pharmaindustrie folgt.

Fühlen sich öffentliche Agenturen wie das Paul Ehrlich Institut oder die AGES-PharmMed überhaupt noch dem Verbraucherschutz verpflichtet, oder sind sie längst den Herstellern hörig?

Donnerstag, 4. Juni 2009

Sichere Impfstoffe, unsichere Behörden

"Impfstoffe sind sicherer als 'normale' Arzneimittel", lautete der Titel einer APA Meldung, die unter anderem vom online-standard übernommen wurde. Der Artikel bezieht sich auf eine Veranstaltung der österr. Arzneimittel-Behörde AGES PharmMed, zu der gestern die Presse geladen war. Ich war auch dort.

Anlass für die Einladung war die Renovierung und Wiedereröffnung des OMC-Labors (Official Medicines Control Laboratory) in der Wiener Possingergasse. Der Titel der APA-Meldung ergab sich als Antwort auf die Frage des APA Redakteurs Wolfgang Wagner an Gerhard Beck, den Leiter der AGES PharmMed-Zweigstelle.

Hier die entsprechende Passage:
"Schwere Nebenwirkungen, abgesehen von Rötungen oder Schwellungen an der Impfstelle oder Fieberreaktionen, treten bei der Gabe von Impfstoffen seltener als bei synthetischen Arzneimitteln auf. Synthetisch hergestellte Arzneimittel wirken systemisch (im ganzen Körper, Anm.) und haben viel mehr Nebenwirkungen. Impfstoffe werden lokal gegeben, mit Antigenen haben wir ja täglich Kontakt. Sie imitieren im Grunde einen natürlichen Vorgang", sagte Gerhard Beck


Ich halte das für eine höchst erstaunliche Aussage, die fachlich unhaltbar ist.

Ein synthetisches Arzneimittel - sagen wir ein Schmerzmittel oder eine Blutdruck-Pille - wirkt also systemisch (im ganzen Körper).
Ein Impfstoff hingegen nur lokal?

Ist es nicht die Aufgabe eines Impfstoffes, einen bleibenden Eindruck im Immunsystem zu hinterlassen, der im Idealfall ein ganzes Leben lang andauert?

Wie lange hält im Vergleich dazu die Wirkung eines Aspirins an?

Oder um es umzudrehen: Wie lange kann die Nebenwirkung eines Aspirins anhalten - verglichen mit der Nebenwirkung einer Impfung?

Ein Arzneimittel, das keine Nebenwirkung hat, sagte AGES-PharmMed Chef Marcus Müllner, hat auch keine Wirkung.

Das Ziel einer Impfung ist die günstige Beeinflussung des Immunsystems. Eine wesentlich problematischere Nebenwirkung als die simple "Rötung an der Impfstelle" wäre die ungünstige Beeinflussung des Immunsystems. Beispielsweise in Richtung einer dauerhaft falschen Immunreaktion.


Allergien und Autoimmunkrankheiten

Wir leben inmitten einer weltweiten "Pandemie" von Krankheiten des Immunsystems. Etwa ein Drittel der Bevölkerung in den Industrieländern ist beeits von Allergien oder Autoimmunkrankheiten betroffen.
Befragt nach den Gründen für diesen rasanten Anstieg innerhalb weniger Jahrzehnte, nennen die Experten "unbekannte Umwelteinflüsse" oder diffuse "genetische Ursachen".
Man weiß es also nicht.

Kommt die Rede jedoch auf die - parallel zu dieser Krankheitswelle - ebenso rasant gestiegene Anzahl von Impfungen, so heißt es sofort: Das hat damit nichts zu tun, das sei doch erwiesen.

Ich würde mir hier etwas mehr Vorsicht wünschen. Denn geimpft werden im Regelfall vollständig gesunde Menschen. Babys und Kleinkinder, deren Eltern voller Vertrauen zum Impfarzt gehen, und sich von dieser Maßnahme ein Mehr an Gesundheit und Sicherheit erwarten. Und die ein Recht darauf haben, dass Risiken auf das nicht mehr vermeidbare unterste Limit reduziert werden.

Von Seiten der Behörden ist deshalb ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit gefordert. Eine vorsorglich kritische - besser sogar eine überkritische Einstellung, die sich auch nicht vom – in der fernen Vergangenheit unter gänzlich anderen Umständen erworbenen – guten Image der Impfungen blenden und lähmen lässt.

Denn machen wir uns nichts vor: Es gibt zwar eine große Zahl von Indizien dafür, dass Impfungen nichts mit dem beschriebenen Anstieg von Krankheiten des Immunsystems zu tun haben, es gibt aber keine Beweise. Denn Beweise sind schwer zu beschaffen. Das würde bedeuten, dass man Studien unternehmen müsste, in der das Los entscheidet, ob ein Mensch geimpft wird oder nicht.
Und solche Studien sind zurecht ethisch nicht verantwortbar.

Es gibt im Gegenteil aber auch eine Reihe von Hinweisen, dass Impfungen - etwa bei genetisch empfänglichen Menschen - dauerhafte Schädigungen des Immunsystems auslösen können. Dass so etwas möglich ist, streitet kein ernst zu nehmender Immunologe ab. Umstritten ist bloß, wie groß dieses Risiko ist.


Wenn das Potenzial von Nebenwirkungen so pauschal verniedlicht und abgetan wird, wie von Gerhard Beck, so stellt sich die Frage, ob hier mit dem nötigen Verantwortungsgefühl gearbeitet wird. Wer keine Gefahr vermutet, wird auch keine Gefahr entdecken.


Erschreckender Wissensstand

Unter den Bestandteilen einer Impfung machen die Adjuvantien den massivsten Eingriff ins Immunsystem. Dies ist auch ihre Aufgabe, weil die Antigene - also die wesentlichen Bestandteile der Impfung - ohne diese Hilfsstoffe vom Immunsystem meist gar nicht wahr genommen würden. Dazu fehlt es den ausgehöhlten Viren oder den abgetöteten Bakterienteilen einfach an Gefährlichkeit. Sie würden bloß von den körperinternen Putztrupps gesammelt, in die Einzelteile zerlegt und recycled oder beseitigt und ausgeschieden. Also braucht es ein Signal, der das Immunsystem täuscht, einen Schock, der so eindrucksvoll ausfällt, dass eine Alarmaktion ausgelöst wird. Derart aufgescheucht finden die Zellen der Immunabwehr dann die Antigene der Impfung, halten diese für die Auslöser der Aufregung, verhaften diese und schleppen sie in die zentralen Sammelstellen - z.B. die Lymphknoten, wo dann der bekannte immunologische Lerneffekt stattfindet.

Soweit die Theorie.
Doch jeder Feuerwehrmann weiß, dass bei einer Alarmübung etwas schief gehen kann. Und auch Immunologen finden zunehmend heraus, was an unerwünschten Reaktionen möglich ist.
Die aufgescheuchten Kämpfer der Immunabwehr können sich beispielsweise irren und körpereigene Proteine für die Übeltäter halten. Für diese Fehlreaktion wurde der Ausdruck „molecular mimicry“ geprägt. Ergebnis der Verwechslung wäre eine Autoimmunkrankheit. Zum Beispiel eine chronische Uveitis - eine oft folgenschwere Entzündung der Regenbogenhaut des Auges - in der Literatur beispielsweise nach BCG-Impfung beschrieben. Oder eine systematische Schädigung der Nervenzellen durch Angriff des Immunsystems auf deren Myelinschichten, wie sie etwa nach Heptatis-B-Impfungen beobachtet und heftig pro und contra debattiert wurden.

Jedenfalls sollte es sich schon bis zu den Behörden durchgesprochen haben, dass Adjuvantien durchaus ein potenzielles Risiko darstellen und besonders penibel auf ihre Sicherheit geprüft werden sollten.

Ich habe also ein paar Zwischenfragen zur Sicherheit der Adjuvantien gestellt, und wählte als aktuelle Beispiele die derzeit so heftig beworbenen und heiß diskutierten HPV-Impfstoffe Gardasil und Cervarix.

Ich wollte wissen, ob den Mitarbeitern der AGES PharmMed Studien bekannt sind, in denen die Sicherheit dieser beiden - im Vergleich zum traditionell verwendeten Aluminiumhydroxid - recht neuartigen Aluminium-Verbindungen geprüft und bestätigt wurde.

Die Antwort war nein.

Ich wollte wissen, warum die Europäische Arzneimittelbhörde EMEA kein Problem darin sah, Cervarix zuzulassen, während die US-amerikanische FDA das - wegen kolportierter ungenügender Sicherheitsdaten des darin verwendeten neuartigen Adjuvantiensystems - abgelehnt hatte.

Die Experten waren sichtlich verwundert zu erfahren, dass Cervarix in den USA nicht zugelassen war.

Ich fragte weiter, ob es ihrer Meinung nach in Ordnung sei, dass in den Zulassungsstudien von Cervarix und Gardasil die Adjuvantien nicht nur in den Impfstoff-Gruppen, sondern gleich auch in den Placebogruppen verimpft worden waren.

Selbstversändlich nicht, sagte Gerhard Beck. Das wäre höchstens dann zu verantworten gewesen, wenn es sich dabei um das altbekannte Aluminiumhydroxid gehandelt hätte. "Hat es aber scheinbar nicht", fragte er zurück. Ich verneinte.

Ich stellte die abschließende Frage, ob es nicht die Aufgabe einer Arzneimittel-Behörde sei, sich über derartige Risiken zu informieren und diese penibel zu prüfen, zumal ich dieselben Fragen auch schon zwei Wochen vor der gestrigen Veranstaltung schriftlich an die Leiter der AGES PharmMed gestellt habe.

Die Antwort darauf fiel etwas kleinlaut aus.

Und jedenfalls deutlich unklarer als die Blanko-Unbedenklichkeits-Erklärung welche die APA-Aussendung zierte.

Panikmache mit FSME

In diesem sehenswerten Beitrag der SWR Sendung Report geht es um Geschäftemacherei mit der FSME-Impfung in Deutschland und um verschwiegene Nebenwirkungen.

Panik + Epidemie = Pandemie

Angesichts der bevorstehenden Ausrufung der höchsten Pandemie-Warnstufe durch die WHO erinnern sich auch in den USA immer mehr Mediziner und Politiker daran, dass die Schweinegrippe schon mal ein Thema war (siehe "Das Schweinegrippe-Debakel").
Der Kongress-Abgeordnete Ron Paul war damals einer von nur zwei Politikern, die gegen die staatlichen Maßnahmen - einer generellen Durchimpfung der Bevölkerung gegen die Schweinegrippe votierten.




Hier zum Ausgleich ein Beispiel für die Art von Information die von der US-Behörde CDC generell (abseits der Schweinegrippe) zum Thema Influenza geliefert wird.
Ein propagandistisches Plädoyer für die Impfung, das unter die Haut geht und als Konsequenz der Verweigerung den Tod der eigenen Kinder androht.
Natürlich ohne jegliche Hinweise über mögliche Nebenwirkungen der Impfung - oder über den laut Cochrane-Metaanalyse fehlenden Nachweis einer Wirkung der Grippe-Impfung im Alter zwischen sechs Monaten und zwei Jahren.

Zitat:
In children under the age of two, the efficacy of inactivated vaccine was similar to placebo.

In dieser britischen Studie wurde die Wirksamkeit der Influenza-Impfung bei Kindern zwischen 6 und 59 Monaten im Verlauf von zwei Influenza-Saisonen (2003/04 + 2004/05) getestet.

Zitat:
Significant influenza VE (vaccine effectiveness) could not be demonstrated for any season, age, or setting after adjusting for county, sex, insurance, chronic conditions recommended for influenza vaccination, and timing of influenza vaccination (VE estimates ranged from 7%-52% across settings and seasons for fully vaccinated 6- to 59-month-olds).

Von all diesen Fakten ist im Propaganda-Machwerk der CDC keine Rede. Hier wird stattdessen in übelster Manier - und als Hohn auf die Forderung nach "informierter Entscheidungsfindung" bei medizinischen Interventionen – Stimmung gemacht.
Und das von jener Behörde, die nun, im Verbund mit der WHO, auch bei der Influenza A/H1N1 (vormals Schweinegrippe) die weltweite Vorgehensweise bestimmt:



(Dieser Beitrag erschien am 5. 5. 2009 auf meinem alten Blog)

Die Gripperl-Pandemie

Es gibt derzeit wohl weltweit kein News-Portal, in dem die Influenza-Pandemie nicht Titelthema ist. Und das seit Wochen. Wir werden damit in einem Ausmaß belästigt, das der realen mit der Krankheit verbundenen Bedrohung diametral entgegen steht. Deshalb geben wir hier im blog zum Ausgleich Entwarnung und versuchen die Gründe zu verstehen, warum ein Großteil der weltweiten Influenza-Community im Verbund mit den Medien derzeit durchdreht.


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Die WHO überlegt angestrengt, ob die höchste Pandemie-Warnstufe 6 ausgerufen werden soll, beim Meeting der EU-Gesundheitsminister war die Grippe das beherrschende Thema und in Mexico-City wurde ein "War-Room" eingerichtet, in dem die Experten rund um die Uhr tagen und die positiven Virentests auf ihren Pandemie-Landkarten eintragen. Für diese Woche wird nun die Entscheidung erwartet, ob die groß angelegte Produktion eines eigenen Impfstoffes gegen A/H1N1 angeordnet wird. Man hat den Eindruck als stünden wir am Rande des Abgrunds. Und das angesichts einer Bedrohung, die in etwa die Zerstörungskraft eines Frühlingsschnupfens hat.

Besonders schlimm ist die Lage in Deutschland, wo laut Jörg Hacker, dem Präsidenten des Robert-Koch-Institutes nun eine "neue Situation eingetreten ist": Eine Krankenschwester hat sich bei einem Grippe-Patienten angesteckt. Zwar sind beide längst wieder wohlauf, doch Angela Merkel gab bekannt, dass fortan die Bundesregierung "bis auf weiteres jeden Mittwoch" über die Pandemie beraten werde.

Welche neue Pest treibt hier ihr Unwesen?

Zunächst waren in einem hysterischen Wettlauf die aus Mexico gemeldeten Todesfälle hochgeschnellt - und hielten bald bei deutlich über 100 Opfern. Hier wurde scheinbar jeder Phantast zitiert, der die Courage hatte, vor die Kameras zu treten. Tatsächlich war bei den Patienten aber gar nicht untersucht worden, ob sie überhaupt an der Influenza litten. Nun gab das Gesundheitsministerium bekannt, dass die Zahl der bestätigten Influenza Todesfälle bei 15 liegt.

Wir beobachten staunend das Krisen-Management eines Influenza-Apparates, der mit Milliardenaufwand aus Steuergeldern finanziert wird und derzeit alles Erdenkliche unternimmt, seine eigene Existenz zu rechtfertigen.
In fast allen Äußerungen dieser Experten klingt die kaum verhohlene Freude mit, dass es nun endlich eine Chance gibt, sich in Szene zu setzen. Und mit Stolz verweisen die Experten auf ihre eigene Rolle bei der Einrichtung von nationalen Pandemie-Plänen, sowie der Bevorratung mit Influenza Medikamenten und Grippe-Schutzmasken.
Das was Kritiker als rausgeschmissenes Geld bezeichnet haben, habe sich nunmehr - dank ihrem weisen Rat - als gut investierte Gesundheitsvorsorge erwiesen.

Über viele Jahre sind wir es gewöhnt, zur Grippe-Impf-Saison regelmäßig mit Horrorzahlen versorgt zu werden, deren Wahrheitsgehalt irgendwo zwischen Hänsel und Gretel im tiefen tiefen Wald verloren gegangen ist. Erst kürzlich - beim Runden Tisch zum Thema Schweinegrippe im ORF - wiederholte die Vizepräsidentin der Apothekerkammer Christiane Körner wieder mal das bekannten Influenza-Schauermärchen: Etwa 2.000 bis 4.000 Opfer fordere demnach die ganz normale Grippe in Österreich - und das jeden Winter. Auch das Robert Koch Institut spricht, je nach Laune, von jährlich 12.000 bis 15.000 Todesopfer, die auch schon mal auf 20.000 aufgerundet werden, wie die Zeit in ihrem dramatischen Bericht "Impf oder stirb!" in Erfahrung brachte.

Irgendwie scheint es, als habe diese Zahlen aber ohnehin nie jemand geglaubt.
Wie wäre es sonst möglich, dass die 15 bestätigten Todesfälle aus Mexico nun ein Vielfaches des Raumes einnehmen, den zuvor die Finanzkrise beanspruchte.

Die derzeitige Influenza-Epidemie ist wenig ansteckend, sie verursacht kaum Beschwerden mit nur geringem Fieber und sie heilt im Normalfall rasch wieder aus.

Doch sie bietet - auf Grund des kollektiven Traumas, das die „Spanische Grippe“ vom Nachkriegswinter 1919 hinterlassen hat, noch immer den Stoff aus dem die guten Horrorgeschichten geschnitzt werden.

So wurde in den Mexikanischen Medien viel über die Gemeinde La Gloria berichtet, wo von 2.155 Bewohnern 616 an der Influenza erkrankt seien. Diese Gemeinde, erklärten Experten, sei ein Zentrum der Schweineindustrie, die Zucht- und Mastställe lägen unmittelbar im Wohngebiet und mit hoher Wahrscheinlichkeit sei La Gloria der Ground Zero der Schweinegrippe: hier ist das Virus vom Schwein auf die Menschen übergesprungen.

Doch so wie die Horror-Todeszahlen erwies sich auch diese Nachricht bei näherer Untersuchung als bloße Mär. Der Direktor des Nationalen Zentrums für Epidemiologie in Mexico, Miguel Angel Lezana, erklärte nach einem Lokal-Augenschein Reportern der Washington Post, dass es wenig Belege dafür gibt, dass La Gloria tatsächlich die Brutstätte des aktuellen Virus ist: „Die Schweineställe sind weit von der Wohnsiedlung entfernt. Untersuchungen der Schweine ergaben keinerlei Hinweise auf Influenza.“ Zudem seien unter den hunderten „Influenza-Opfern“ von La Gloria in Wahrheit nur bei einem einzigen auch tatsächlich die Grippeviren gefunden worden: Bei einem fünfjährigen Buben, der längst wieder gesund ist.

Auf den Internet-Seiten der US-Gesundheitsbehörde CDC wird den Ärzten geraten, bei Verdachtsfällen sofort Relenza oder Tamiflu zu verschreiben. Den Patienten wird sogar die vorbeugende Einnahme der umstrittenen und Nebenwirkungs-reichen Medikamente empfohlen, falls sie in Kontakt mit Verdachtsfällen kämen.

Beim derzeit herrschenden Irrsinn ist es wohl zu erwarten, dass in der nächsten Woche - gegen alle Vernunft - die höchste Pandemie-Warnstufe ausgerufen wird, die auch den Startschuss zur Herstellung eines eigenen Pandemie-Impfstoffes bedeutet.
Nachdem schon bisher die Produktion von Vogelgrippe-Impfstoff von einigen Pannen und Katastrophen begleitet war, werden wir wohl auch in den nächsten Monaten noch einige Highlights des modernen Katastrophen-Managements mit verfolgen.
Relativ risikolos lässt sich jetzt schon prophezeien, dass die Bekämpfung der Pandemie jedenfalls deutlich mehr Opfer fordern wird, als die Pandemie selbst.

(Dieser Beitrag erschien ursprünglich am 2. 5. 2009 auf meinem alten blog)

Beruhigungsmittel Tamiflu

"Angst vor dem viralen Supergau", betitelt Focus online eine bange Story über die kommende Influenza-Pandemie. "Schweinegrippe-Virus springt auf USA über", lieferte Spiegel online erste Belege. Und Michael Kunze, Österreichs oberster Sozialmediziner sah sich in Interviews ob seiner Einschätzung der Gefährlichkeit von Influenza vollständig bestätigt. Hält er es doch nun für möglich, dass sich seine 2005 - anlässlich der Vogelgrippe-Hysterie - geäußerte Prognose, "in spätestens fünf Jahren kommt die weltweite Pandemie mit Millionen Todesopfern", doch noch als seriöse Warnung erweist.


Je nach Quelle sind in Mexico bereits "über 60 " (Spiegel) oder "mindestens 103" (Dow-Jones-Newswire) Menschen an der verdächtigen Virusvariante, gestorben. Mexicos Gesundheitsminister Jose Angel Cordova gab im Fernsehen bekannt, dass sich derzeit rund 500 Personen mit Verdacht auf Schweinegrippe in Krankenhäusern befinden.

Doch die Rettung naht: Der Basler Roche-Konzern kündigte heute an, dass umgehend die Produktion der berühmten Influenza-Pille Tamiflu wieder hoch gefahren wird. Und weil dieser Prozess bis zum Endprodukt acht Monate in Anspruch nimmt, zeige sich nun, so eine Firmensprecherin, dass jene Behörden und Institutionen, die rechtzeitig vorgesorgt haben, eben doch die Klügeren waren.

Wie ernst sind nun all diese Meldungen zu nehmen?

Steht wirklich eine tödliche Pandemie bevor - oder wird nach der Vogelgrippe nun die nächste Viren-Sau durchs Weltdorf getrieben, auf dass zumindest die Pharmaindustrie von der Finanzkrise verschont bleibe?

Zunächst fällt es schwer, bei den aus Mexico gemeldeten Todesfällen den sicheren Bezug zur Influenza herzustellen, wenn - laut WHO derzeit in Mexico gerade mal 18 Labor-bestätigte Krankheitsfälle vorliegen. Und das, obwohl die Grippewelle, angeblich bereits im März ihren Ausgang nahm.
In den USA halten die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) derzeit bei 20 bestätigten Fällen. Sie seien alle mild verlaufen, erklärte ein Behördensprecher, nur in einem Fall sei eine kurzfristige Hospitalisierung notwendig gewesen.

Sollten die Viren über der Grenze zu Mexico wesentlich schlimmere Infektionen auslösen? Das wäre eigenartig.

Einig sind sich die meisten Experten in der Empfehlung, sicherheitshalber eine Packung Tamiflu bereit zu halten.
Die CDC erklärte, dass Tamiflu (ebenso wie das zweite Mittel, Relenza) gegen die Schweingrippen-Variante des Influenza-A Typs H1N1 wirksam sei.

Doch was heißt das?
Aus klinischen Studien weiß man, dass Tamiflu die Symptome der Influenza abschwächt, den Krankheitsverlauf ein wenig verkürzt, ebenso die Zusatzkomplikationen.
Dies aber auch nur, wenn die Medikamente binnen 48 Stunden nach dem Einsetzen der ersten Symptome genommen werden.
Wie sich das zeitlich mit dem Rat der CDC vertragen soll, Medikamente nur nach definitiver Bestimmung durch
a) entweder real-time PCR oder
b) Virenkultur
einzunehmen, bleibt ein Rätsel, wenn nur die wenigsten Krankenhäuser in der Lage sind, diese Nachweise - noch dazu binnen kürzester Zeit zu erbringen.

Im realen Leben wird wohl jede Person, die über Tamiflu verfügt, das Mittel beim kleinsten Kribbeln im Hals sicherheitshalber einwerfen.

Ob das auch der Sicherheit dient, ist weniger sicher. Bislang konnte noch in keiner Studie gezeigt werden, dass Tamiflu die Sterblichkeit senkt. Auch bei Vogelgrippe-Patienten versagte Tamiflu. Hier wurde stets betont, dass die Medikamente zu spät eingenommen worden waren.

In Japan, dem Land mit der längsten Tradition in der Anwendung dieser Medikamente, gilt seit 2007 ein Tamiflu-Verbot für Teenager, nachdem es hier zu einer Reihe von mysteriösen Selbstmorden gekommen war. Auch in den USA wurden bei Kindern Halluzinationen, Verwirrtheit und Krampfanfälle berichtet.

Häufigste in den Zulassungsstudien beobachtete "normale" Nebenwirkungen waren Erbrechen (8%), Übelkeit (7,9%) und Bauchschmerzen (2,2%).

Wie es aussieht, werden die Viren auch schneller als befürchtet gegen die Mittel resistent - wie ein Artikel der New York Times zur Influenzasaison des zurückliegenden Winters zeigte:

Last winter, about 11 percent of the throat swabs from patients with the most common type of flu that were sent to the Centers for Disease Control and Prevention for genetic typing showed a Tamiflu-resistant strain. This season, 99 percent do.

“It’s quite shocking,” said Dr. Kent A. Sepkowitz, director of infection control at Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York. “We’ve never lost an antimicrobial this fast. It blew me away.”


Das Schweinegrippe-Debakel

Wenn derzeit jede Option etwas trostlos erscheint, so wissen wir wenigstens, wie mit solchen Phänomenen nicht umzugehen ist. Die Vorfälle ereigneten sich vor mehr als 30 Jahren in den USA und gingen als großes Schweinegrippen-Debakel in die Medizingeschichte ein.

Damals, am 4. Februar 1976 starb ein junger Soldat in einer Kaserne in New Jersey an Grippe, 19 weitere waren krank und drei davon waren von denselben Viren befallen wie das Todesopfer. In der Laboranalye zeigte sich, dass diese Unterart der Grippeviren starke Ähnlichkeit mit jenen hatte, die normalerweise nur Schweine befällt.
Diese Nachricht schlug in der wissenschaftlichen Kommune der Infektionsexperten ein wie eine Bombe: War die Grippe von den Schweinen auf die Menschen übergesprungen? Handelte es sich hier um eine mutierte Abart jener Viren, die im Nachkriegswinter 1918/19 jene weltweite Katastrophe ausgelöst hatte, in dessen Verlauf mehr Menschen starben als zuvor in vier Kriegsjahren. Die Expertengremien tagten rund um die Uhr, die Zeit drängte und schließlich wurde gehandelt. Präsident Gerald Ford verkündete im Fernsehen, dass „jeder Mann, jede Frau und jedes Kind“ in einer konzertierten Aktion gegen die tödlichen Epidemie geimpft werde. Ansonsten – so die dramatische Hochrechnung – würden noch im selben Jahr 1976 rund eine Million Amerikaner sterben.


President Gerald Ford geht mit Beispiel voran

Obwohl es in der Kaserne in New Jersey bei dem einen Todesfall blieb und weitere fünfhundert infizierte Soldaten mit der Grippe leicht fertig wurden, lief die Produktion des im Hauruck-Verfahren zugelassenen Impfstoffes das ganze Jahr über auf Hochtouren, um im Herbst, wenn das tödliche Virus zweifellos wiederkommen würde, gerüstet zu sein.
Und schließlich startete die generalstabsmäßig vorbereitete Aktion. Gleich zu Beginn starben in Pittsburgh drei Geimpfte innerhalb weniger Stunden. Das wurde als tragischer Zufall angesehen, die Aktion lief weiter. Insgesamt 45 Millionen Impfungen wurden verabreicht, zahlreiche Nebenwirkungen traten auf. Doch das galt als notwendiger Preis, den es für die Abwendung einer Katastrophe eben zu zahlen galt. Bis im Dezember 1976 ein Zwischenbericht der Behörden erschien, der zeigte, dass die Nebenwirkungen ein enormes Ausmaß annahmen. Besonders alarmierend war das Auftreten tausender Fälle von Guillain-Barre-Syndrom (GBS). Bei dieser Störung des Immunsystems leiden die Patienten unter Lähmungen, die tödlich enden können.
Am 16. Dezember wurde die Impfkampagne eingestellt. Die GBS-Opfer bekamen 90 Millionen Dollar Schadenersatz. Insgesamt hatte die Aktion 400 Millionen Dollar gekostet. Was die meisten Medizin-Experten für eine gute Idee gehalten hatten, ging stattdessen als Debakel in die Annalen der Medizin ein.
Harvey Fineberg, Dekan der Harvard School of Public Health gab in seiner abschließenden Analyse der Aktion auch einige Warnungen für die Zukunft mit: „Versprechen wir uns nicht zuviel von unseren Möglichkeiten“, appellierte er, „denken wir stets auch an das Unerwartete und rechnen wir niemals damit, dass die Experten später – wenn die Dinge sich überraschend ändern – auch noch zu dem stehen, was sie vorher gemeinsam empfohlen haben.“

(Dieser Beitrag erschien ursprünglich am 27. 4. 2009 auf meinem alten blog)

Mittwoch, 3. Juni 2009

Gardasil 09/11

In einer von der US-Behörde FDA verlangten Metaanalyse über alle Studien zum HPV-Impfstoff Gardasil zeigte sich, dass bei jedem 43. Studienteilnehmer neue Krankheiten aufgetreten sind, die ihre mögliche Ursache in einer Autoimmunstörung haben. Die FDA hat angeordnet, dass diese Mitteilung in die aktualisierte Produktinformation des Herstellers aufgenommen werden muss.

Die Clinical Review der FDA zu Gardasil, in der diese Dinge zu lesen sind, wurde am 11. September 2008 veröffentlicht und hat einen Umfang von 187 Seiten. In Tabelle 81 auf Seite 142 findet sich die Übersicht zu allen Teilnehmern, die seit Einschluss in die Gardasil-Studien über das Auftreten neuer Beschwerden mit einem potenziell autoimmunen Hintergrund berichteten. Die Ursächlichkeit dieser Beschwerden wurde nicht beurteilt. Es wurden - unterstützt durch persönliche Befragungen der Studienteilnehmer - lediglich die Symptome erhoben und gesammelt.

Etwa die Hälfte der Beschwerden (N=250) betrifft Gelenksentzündungen (Arthritis). Die nächst größere Symptom-Gruppe sind Störungen der Schilddrüse (N=129) - von Über- und Unterfunktion bis zur deklarierten autoimmunen Thyroiditis. 7 Teilnehmer entwickelten eine autoimmune Diabetes, 17 Personen IBD (inflammatory bowel disease) dazu zählen Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, 9 Personen Rheumatoide Arthritis, 4 Personen Lupus Erythematodes, 6 Personen Multiple Sklerose. Insgesamt finden sich unter den etwas mehr als 20.000 Studienteilnehmern 463 Personen mit derartigen Beschwerden. Das entspricht einem Anteil von 2,3 Prozent.

Dieses enorme Auftreten von Neuerkrankungen nach Teilnahme an den Gardasil-Studien fand bislang meines Wissens keine Beachtung in der öffentlichen Debatte zu Sinn und Unsinn der HPV-Impfung, die es (mit der Umsatzrakete Gardasil) in Deutschland gleich im ersten Jahr der Zulassung auf Platz Eins der Bestseller-Liste der Arzneimittel gebracht hat (267 Mio. € Umsatz). Seit der im Eilzugstempo erfolgten Empfehlung der STIKO (Ständige Impfkommission am Robert Koch Institut) übernehmen die Kassen die Kosten für die Impfung aller 12 bis 17-jährigen Mädchen. Wenn auch nur ein Teil der berichteten Autoimmunstörungen ihre Ursache in der Impfung hätte, wäre dies ein Gesundheits-Skandal ersten Ranges.

Dass dem nicht so ist, dafür spricht auf den ersten Blick die Verteilung der Krankheitsfälle in den Studiengruppen. Die beobachtete Rate von 2,3 Prozent tritt nämlich sowohl in der Behandlungsgruppe als auch in der Placebo-Gruppe auf.
Und auch in der detaillierten Besprechung der Krankheits-Fälle im Papier der FDA nehmen die Experten stets auf die Tatsache Bezug, dass es keinen signifikanten Unterschied in der Verteilung zwischen den Gruppen gibt.
Somit unterscheide sich die Gardasil Gruppe also nicht von den Autoimmunstörungen, die auch in der Normalbevölkerung auftreten.

Doch stimmt das wirklich, was hier suggeriert wird?
Oder müsste man dazu auch noch die Normalbevölkerung mit dem höchst eigenartigen Placebo impfen, das im Großteil der Gardasil-Studien (bei 94% der Teilnehmer) verwendet worden ist: Nämlich mit einem biochemischen Gemisch aus Wasser und Aluminium Hydroxyphosphat Sulfat.
Bei dieser Aluminium-Verbindung handelt es sich um das Adjuvans, das auch in Gardasil enthalten ist.

Ich habe mich wirklich bemüht, die Begründungen zu verstehen, die nahezu wortident überall abgegeben worden sind, warum das so sein müsse. Warum es also wissenschaftlich unbedingt notwendig war, auch in der Placebogruppe eine bekannt nebenwirkungsreiche Chemikalie zu verabreichen. Getestet werden sollte, argumentiert beispielsweise das Paul Ehrlich Institut, der Impfstoff, und deshalb müsse er mit einem „Scheinimpfstoff“ verglichen werden, der dem Impfstoff aufs Haar gleicht, nur eben die spezifischen HPV-Antigene nicht enthält, dafür aber alles andere - also auch die Aluminium-Verbindung.

Wie, frage ich mich bei einer derartigen Begründung, soll mit so einem Design die Sicherheit und Verträglichkeit eines Impfstoffes kontrolliert werden?
Immerhin wird den Mädchen und Frauen ja im realen Leben auch die gesamte Impfung mit allen darin enthaltenen Adjuvantien verabreicht und nicht bloß die Impf-Antigene.

Der Wiener Gynäkologe Elmar Joura, der im Auftrag der Herstellerfirma zahlreiche bezahlte Vorträge zur Bedeutung und zum Nutzen von Gardasil gehalten hat und in Österreich als oberster HPV-Experte gilt, entgegnete mir auf meine Frage, ob mit diesem Design nicht die Gefahr bestehe, dass damit die Nebenwirkungen der Impfung vertuscht werden, dass ich unbesorgt sein kann. Diese Gefahr bestünde natürlich nicht. Denn Aluminium-haltige Adjuvantien würden seit vielen Jahrzehnten milliardenfach eingesetzt und ihre Sicherheit sei damit zweifelsfrei erwiesen. Das Design sei deshalb notwendig gewesen, weil es ja darum ging, die Sicherheit der hier erstmals erprobten HPV-Antigene zu testen.

Auch diese Erklärung befriedigte mich nicht wirklich, denn wenn die Aluminium-haltigen Adjuvantien ohnehin unproblematisch wären, so hätte man die Impfung ja jederzeit gegen eine bioneutrale Impfung mit einer physiologischen Kochsalzlösung testen können.

Um diesem Rätsel näher zu kommen, vertiefte ich mich in die wissenschaftliche Literatur und las eine Unzahl von Studien über derartige Adjuvantien, speziell über Aluminium-haltige. Ich befragte zusätzlich eine ganze Reihe von Immunolgoen und Impfstoff-Experten nach ihrer Sicht dieser Problematik. Die Ergebnisse dieser Recherchen habe ich in zahlreichen Blogbeiträgen (zum Beispiel hier oder hier), in Zeitungs-Artikeln (zum Beispiel hier) und am umfassendsten in meinem aktuellen Buch „Lob der Krankheit“ dargestellt.

Das Ergebnis kurz zusammengefasst: Aluminium-haltige Adjuvantien sind enorm Nebenwirkungs-reich, verschieben das immunologische Gleichgewicht in eine „allergische Richtung“ (in Richtung einer TH2-Immunantwort) und sind nicht wegen ihrer Unbedenklichkeit in Impfstoffen enthalten, sondern vor allem deshalb, weil diese sonst nicht - oder zumindest deutlich schlechter - wirken würden.

Stellvertretend für viele Expertenaussagen dazu ein Zitat des langjährigen, für Impfstoff-Sicherheit zuständigen Mitarbeiters des Paul Ehrlich Institutes und nunmehrigen gerichtlichen Gutachters für Verdachtsfälle von Impfschäden, Klaus Hartmann (aus dem oben verlinkten Artikel der Tageszeitung „Der Standard“):
"Man weiß, dass diese Hilfsstoffe bei bestimmten Menschen Autoimmunreaktionen auslösen. Das wurde auch im Tierversuch bestätigt. Sie können zudem das Nervensystem schädigen, weil Aluminiumhydroxid auch neurotoxisches Potenzial hat."

Seit vielen Jahren unternehmen die großen Impfstoff-Hersteller aufwändige Studien, um neue, besser verträgliche Adjuvantien zu entwickeln. Bislang mit eher bescheidenem Erfolg. Ein Schlüsselrolle spielen dabei auch die Gesundheitsbehörden, die bei neuen Adjuvantien deutlich strengere Sicherheits-Daten vorschreiben. Der Konkurrent von Gardasil, das GSK-Produkt Cervarix, hat beispielsweise bis heute noch keine Zulassung von den US-Behörden erhalten, weil das darin verwendete Adjuvans eine neuartige Technologie verwendet, die der FDA als noch nicht ausreichend sicher erscheint. (Die Europäische EMEA sah derartige Probleme übrigens nicht. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass GSK im Unterschied zum Gardasil-Hersteller Merck ein mehrheitlich europäischer Konzern ist.)

Dass die Gesundheitsbehörden der USA ein derartiges Studiendesign wie bei Gardasil (und auch bei Cervarix) überhaupt genehmigt haben, ist in höchstem Maße fahrlässig. Zumal es sich bei der in Gardasil enthaltenen Aluminiumverbindung nicht einmal um das geläufige und seit Jahrzehnten verwendete Aluminiumhydroxid handelt, sondern um Aluminium Hydroxyphosphat Sulfat, eine immunologisch wesentlich aggressivere Substanz, die vom Gardasil-Hersteller Merck entwickelt wurde und sich laut Firmen-eigenem Forschungsbericht auf Grund seiner stärkeren immunogenen Eigenschaften speziell für die „Virus like particles“ des HPV-Impfstoffes eignet.
Zitat aus dieser Arbeit:
Merck Aluminum Adjuvant (AAHS) is a proprietary aluminum hydroxyphosphate sulfate formulation that is both physically and functionally distinct from traditional aluminum phosphate and aluminum hydroxide adjuvants.

Der weltweite Siegeszug der HPV-Impfstoffe war nur denkbar über eine in diesem Ausmaß bisher noch nie da gewesene Marketing-Kampagne, die beispielsweise in diesem Artikel der New York Times gut beschrieben ist und kürzlich sogar die Nobelpreis-Stiftung in den Verdacht ungebührlicher finanzieller Verbindungen mit den Impfstoff-Herstellern brachte.
Wie groß nun tatsächlich das Risiko ist, in Folge der HPV-Impfung eine Autoimmunkrankheit zu entwicklen, lässt sich aus den Studien nicht ableiten. Und das obwohl diese Studien von der Teilnehmeranzahl (bei Gardasil mehr als 20.000) darauf ausgerichtet waren auch seltenere Ereignisse als die berühmten "Rötungen an der Einstichselle" zu erfassen. Der Trick mit dem Aluminium-Placebo hat es unmöglich gemacht, hier eine verlässliche Aussage zu machen. Die einzige unter den Gardasil-Zulassungs-Studien bei der in der Kontrollgruppe ein physiologisch neutrales Salzwasser-Placebo verwendet wurde, hatte mit 597 Personen eine viel zu geringe Teilnehmerzahl, um diesbezüglich statistisch verwertbare Aussagen zu machen.

Dennoch erscheint es interessant, dass ausgerechnet in dieser Studie in der Placebogruppe keine einzige ernste Nebenwirkung verzeichnet wurde.

Cervarix vs. Gardasil: "Stärker und länger"

Bei der derzeit laufenden "25. Internationalen Papillomaviren Konferenz" in Malmö präsentierte GlaxoSmithKline erstmals einen direkten Vergleich zwischen dem eigenen HPV-Impfstoff Cervarix und dem Konkurrenzprodukt und Marktführer Gardasil von Merck. Ergebnis: Cervarix erzeugt deutlich mehr neutralisierende Antikörper und auch wesentlich mehr Gedächtniszellen. Mit der Botschaft "stärker und länger" will der Europäische Konzern mit Hauptsitz in Belgien nun gegen den US-Multi eine Aufholjagd um den Milliardenmarkt starten.



An der bislang noch unveröffentlichten Studie nahmen 1000 Frauen im Alter von 18 bis 45 Jahren teil. Im Zentrum der Untersuchung stand die Frage, wie stark der immunogene Effekt der beiden Impfungen ist. Davon, so die These, hängt die Wirkdauer wesentlich ab, und damit auch unmittelbar die Frage, ob die HPV-Impfung überhaupt in der Lage ist, den in der Werbung vermittelten Schutz vor der Ausbildung eines Zervix-Karzinoms zu bieten. Schließlich ist die Impfung derzeit für 12 bis 17 jährige Mädchen empfohlen, die Mehrzahl der tödlichen Krebsfälle tritt hingegen erst im Alter über 60 Jahren auf.

Gemessen an diesen Kriterien, ist Cervarix deutlich überlegen. Gegen HPV-16, den mit Abstand häufigsten Virentyp bilden sich mehr als doppelt so viele neutralisierende Antikörper wie in der Gardasil-Kontrollgruppe, gegen HPV-18 sogar sechsmal so viele. Zudem finden sich nahezu dreimal so viele Gedächtniszellen, die bei neuerlichem Kontakt mit den Viren die Antikörperproduktion gleich wieder starten könnten.

"Diese Studie liefert erstmals Beweise dafür, dass die beiden Impfstoffe nicht dieselbe Immun-Antwort erzeugen", freute sich GSK-Sprecher Thomas Breuer in der Presse-Aussendung und ist nun "zuversichtlich dass diese Resultate nun das Potenzial von Cervarix demonstrieren."

Nachdem beide Produkte auf der Antigen-Technologie der "virus-like-particles" basieren, muss dieser Unterschied durch einen anderen Bestandteil der Impfung bewirkt werden: die unterschiedlichen Adjuvantien.

Mehr als zwei Drittel aller Impfungen benötigen Adjuvantien, um überhaupt eine relevante Wirkung zu erzielen, weil das menschliche Immunsystem die abgetöteten Viren- oder Bakterienteile ansonsten gar nicht als Bedrohung auffassen, sondern folgenlos entsorgen würde. Wenn diese Antigene jedoch zusammen mit einem Hilfsstoff gegeben werden, der dem Immunsystem einen Schock versetzt, so werden im Zug der Alarmaktion auch die harmlosen Antigene für Täter gehalten - und über sie eine "immunologische Akte angelegt".

Doch Adjuvantien sind nicht unproblematisch. Um eine Immunreaktion auszulösen, müssen sie immer auch eine Gefahr darstellen. Aluminiumhydroxid, das bislang häufigste und am längsten verwendete Adjuvans sorgt an der Einstichstelle für einen begrenzten Gewebeschaden. Die geschädigten und sterbenden Zellen setzen Harnsäure frei, das als internes Alarmsignal die Immunreaktion auslöst.
Problematisch ist, dass Aluminium-haltige Adjuvantien immer auch die Art der Immunreaktion beeinflussen und - manchmal sogar nachhaltig - verändern. Aluminiumhydroxid manipuliert das Immunsystem in eine eher Th2-dominierte Richtung. Es forciert also eher die Antikörper-Bildung und nicht die Th1-gesteuerte zelluläre Immunität. Derzeit sind aber auch eine ganze Reihe neuer Adjuvantien in der Entwicklungs-Pipeline, die dem entgegen steuern sollen. Je nach Einsatzziel soll damit künftig das geeignete Adjuvans zur Verfügung stehen.

Merck verwendet als Gardasil-Adjuvans eine verstärkte Version von Aluminiumhydroxid. Cervarix ist hier schon einen gewaltigen Schritt voraus. Ihr Adjuvant System 04 (AS04) benötigt das Aluminium nur noch als eine Art biochemischen "Klebstoff", der das Antigen an Ort und Stelle hält, bis die Immunzellen kommen. Angelockt werden diese aber von einem Bestandteil, der aus der Hülle von Salmonellen isoliert wurde. Diese neue Komponente nennt sich chemisch Monophospholipid A und erinnert das Immunsystem wohl an eine massive Salmonellen-Invasion.
Demnach heftig erfolgt die Reaktion. Die GSK-Techniker mussten ihr Wundermolekül sogar künstlich kappen, weil es sonst zu toxisch gewesen wäre.

Haben wir es also mit einer medizinischen Erfolgsgeschichte zu tun?
Nicht unbedingt. Denn weder bei Gardasil noch bei Cervarix gibt es ausreichend veröffentlichte Daten zur Sicherheit ihrer Adjuvantien. Dies ist insofern unverständlich, weil es ja gerade diese Substanzen sind, die viel mehr noch als die Impf-Antigene selbst, massiv ins Immunsystem eingreifen, und sowohl Allergien als auch Autoimmunreaktionen auslösen, oder dieses Risiko zumindest verstärken können.

In den USA ist die Gesundheitsbehörde FDA bei Cervarix kräftig auf die Bremse gestiegen. In der Branche wird gemunkelt, dass AS04, das neuartige Adjuvantien-System der FDA suspekt war. GSK bestreitet jeglichen Zusammenhang, hält sich über die wahre Ursache aber bedeckt. Das vor mehr als zwei Jahren eingereichte Ersuchen um Zulassung ist jedenfalls noch immer nicht bewilligt. Erst mit Ende 2009, hofft GSK, soll nun mit den ebenfalls in Malmö präsentierten Phase III Daten über einen Beobachtungszeitraum von mehr als sieben Jahren, endlich der Markteintritt in den USA - und damit die ganz große Aufholjagd möglich werden.

In Europa gab es weder für Gardasil noch für Cervarix Probleme mit der Zulassung. Und wer hier im blog bereits etwas länger mitliest, weiß auch um meinen Ärger darüber, dass die Behörden keinerlei Einwände hatten, als in den großen Zulassungsstudien sowohl die Impfgruppen, als auch die "Placebogruppen" mit den potenziell problematischen Adjuvantien geimpft wurden. Damit war es natürlich unmöglich, sich zur Sicherheit und Verträglichkeit der Adjuvantien ein halbwegs objektives Bild zu machen.

Ist schon klar, dass manche Fakten nicht in die aufwändigen Werbe-Kampagnen passen könnten. Doch warum die Behörden dabei mitspielen ist mir ein Rätsel. Das Gesundheitsrisiko tragen nun die jungen Mädchen und Frauen, die sich vertrauensvoll impfen lassen.